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12.02.2012 | Wikipedia
Karneval
Als Karneval, Fastnacht, Fasnacht oder Fasching (auch: Fünfte Jahreszeit) bezeichnet man verschiedene Bräuche, mit denen die Zeit vor dem Aschermittwoch in Ausgelassenheit, Fröhlichkeit und überschäumender Lebensfreude gefeiert wird.
Diese Bräuche haben sich in den zahlreichen Karnevals-, Fastnachts- und Faschingshochburgen mit spezifischen Eigenarten entwickelt. Weitere wichtige Einflüsse sind dieNarretei, Lokalpatriotismus und die Verhöhnung der jeweiligen Machthaber zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Verspottete man in Mainz die Franzosen, so konnten in Köln diePreußen straffrei verballhornt werden, die nach dem Wiener Kongress das Rheinland und Westfalen annektiert hatten.
Fastnacht, Fastelabend, Fasnacht
Begriffsherkunft und -verbreitung
Das Wort Fastnacht oder seine Abwandlungen wird vor allem in Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, in Franken, in der Oberlausitz, in Baden, Württemberg, Bayerisch-Schwaben, im westlichen Oberbayern, der Oberpfalz[1], Luxemburg, der Schweiz, Liechtenstein, den westlichen Ländern Österreichs bis zum Arlberg und Südtirol (Alpenraum) verwendet. In Mainz heißt es Fas(s)enacht, in Franken Fasenacht, in der Schweiz Fasnacht, in Baden, Württemberg und Bayerisch-Schwaben Fasnet, regional auch F(a)asent und in Luxemburg Fuesend. Weitere sprachliche Ausprägungen sind Fosnet, Foaset und Fassend. Im niederdeutschen Raum heißt es plattdeutsch Faslaomt oder Faslam - dabei entspricht der Faslam in protestantischen Gebieten nicht dem, was gemeinhin unter Karneval verstanden wird. Im Großraum Köln wird in der kölschen Mundart auch Fastelov(v)endoder Fasteleer verwendet, während man dort im Hochdeutschen ausschließlich von Karneval spricht.
Volksetymologisch wird das Wort Fastnacht oft an das althochdeutsche fasta (Fastenzeit) und naht (Nacht, Vorabend) angeschlossen und angegeben, der Name bezeichne ursprünglich nur den Tag vor Beginn der Fastenzeit, ab dem 15. Jahrhundert auch die Woche davor. Eine andere Volksetymologie stellt eine Verbindung zum Wort Fass her. Der Vergleich der Dialektwörter ergibt jedoch eine gemeinsame Wortform der Gestalt *fasanaht, die diese Interpretationen widerlegt. Die Bedeutung des Vorderglieds fasa- bleibt unklar. Am wahrscheinlichsten scheint ein Anschluss an eine indogermanische Verbalwurzel *pwos- mit der Bedeutung reinigen, läutern, fasten.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Fasnacht im nationalsozialistischen Sinne von der Fastnacht, die in einem liturgischen Kontext gesehen wurde, unterschieden. Nachdem im Januar 1937 in mehreren Publikationsorganen entsprechende Ausführungen von Hans Strobel veröffentlicht worden waren, fand in Österreich und Deutschland von systemtreuer Seite ausschließlich ein entsprechender Begriffsgebrauch statt.
Siehe auch: Schwäbisch-alemannische Fastnacht
Fasching
Das Wort Fasching taucht im Hochdeutschen bereits ab dem 13. Jahrhundert zunächst in den Formen vaschanc und vaschang auf. Etymologisch[2] leitet sich Fasching, Vaschang vom Fastenschank her, also dem letzten Ausschank (alkoholischer Getränke) vor der damals noch strengen Fastenzeit. Darauf verweist auch die mittelniederdeutsche Form vastgang, beziehungsweise die (spät)altnordische Form fostugangr für den Beginn der Fastenzeit. Die Angleichung an Wörter mit -ing ist deutlich jünger.
Vom Fasching spricht man vor allem in Unterfranken - Würzburg (größter Faschingszug Süddeutschlands), Niederbayern und der südlichen Oberpfalz, im Osten Oberbayerns[1] und München, also im bairischen Sprachraum und in Österreich östlich des Arlbergs. In Sachsen und Brandenburg finden sich zwar verbreitet sogenannte Karnevalsvereine, das Brauchtum an sich bezeichnet man oft jedoch auch als Fasching. Auch im norddeutschen Raum ist Fasching vielerorts die vorherrschende Bezeichnung für die närrischen Tage.
Karneval
Nördlich der Linie Bonn-Erfurt gibt es in Deutschland fast ausschließlich Karnevalsvereine, die Veranstaltung nennt man hingegen in Sachsen und Brandenburg auch Fasching. Verbreitet bezieht man den Karneval jedoch in erster Linie auf den rheinischen Karneval (siehe Kölner Karneval, Düsseldorfer Karneval, Bonner Karneval, Eschweiler Karneval, Aachener Karneval, Neusser Karneval). In Deutschland ist der Begriff Karneval erstmals Ende des 17. Jahrhunderts, im Rheinland erstmals im Jahr 1728 nachweisbar.[3
Der Begriff Karneval findet sich auch im internationalen Sprachraum, wird aber sehr unterschiedlich gefeiert. Karnevaleske Strukturen des Maskierens, Verkleidens und ritualisierter Ausgelassenheit lassen sich in allen Kulturen finden. Bekannt sind unter anderem der Karneval in Rio, Karneval in Venedig, der Karneval von Québec, der Karneval in Rijeka, der Mittfasten (Lätare) - Karneval in Stavelot und anderen belgischen Ostkantonen, sowie in Spanien der Karneval von Santa Cruz de Tenerife und der Karneval in Cádiz. Auch in denSüdstaaten der USA gibt es eine ausgeprägte Karnevalstradition. Man verwendet hier die französische Bezeichnung Mardi Gras (Fetter Dienstag, Fastnachtsdienstag). Eine ganz eigenständige Vitalität entwickelte der Karneval in Lateinamerika. In Namibia gibt es ebenfalls eine ausgeprägte Karnevalskultur (Karneval in Namibia).
Zeitlicher Verlauf
Beginn
Als Beginn der Fastnachtszeit galt bzw. gilt in den deutschsprachigen Ländern traditionell der Dreikönigstag.
Seit dem 19. Jahrhundert finden in vielen Gegenden zusätzlich am 11. November, ab 11:11 Uhr einzelne Veranstaltungen statt, zu denen insbesondere die Vorstellung des Prinzenpaars gehört. Hintergrund ist, dass auch das Geburtsfest Christi bereits kurz nach dessen Fixierung im Jahr 354 eine vorangehende 40-tägige Fastenperiode vorsah, vor deren Beginn man - wie vor Karneval - ebenfalls die später verbotenen Fleischvorräte aufzuzehren pflegte (Gänseessen am 11. November, dem Martinstag).
Die Zeit vom 12. November bis 5. Januar bleibt aber selbst in den Hochburgen entlang des Rheins weiterhin weitgehend karnevalsfrei, was sich aus der erwähnten vorweihnachtlichen Fastenzeit, der Rolle des Novembers als Trauermonat und dem besinnlichen Charakter des Advent erklärt. Soweit von einer „Vorverlagerung“ des Karnevalsbeginns oder von einer „Saisoneröffnung“ am 11. November gesprochen wird, ist dies daher zumindest irreführend. Von seiner Entstehungsgeschichte her stellt der 11. November vielmehr einen zweiten, „kleinen“ Karneval dar; 1823 bestimmte nämlich ein „Festordnendes Comité“ in Köln das närrische Datum zum Beginn der Vorbereitungen für einen von nun an geregelten Karnevalsumzug.
Höhepunkt
Den Höhepunkt erreicht die Fastnacht in der eigentlichen Fastnachtswoche vom schmotzigen/unsinnigen oder auch glombiga Donnerstag (von Schmotz = Schmalz, was auf in Schmalz gebackene Fastnachtsküchle hinweist) bzw. Weiberfastnacht über den Nelkensamstag, Tulpensonntag, Rosenmontag bis zum Fastnachtsdienstag, auch Veilchendienstag genannt. Dabei gibt es insbesondere am Rosenmontag entsprechende Umzüge - wobei sich Rosen ursprünglich nicht auf die Blume, sondern auf das Verb rasen bezog. Anderen Interpretationen zufolge verdankt der Rosenmontag seinen Namen dem vierten Fastensonntag, dem Rosensonntag.
In der Nacht zu Mittwoch um Punkt Mitternacht endet der Karneval und es gibt an vielen Orten die Tradition, dass die Karnevalisten in dieser Nacht eine Strohpuppe, den so genannten Nubbel, als Verantwortlichen für alle Laster der karnevalistischen Tage, vor allem wegen des ausgegebenen Geldes, verbrennen. In Düsseldorf und den niederrheinischen Städten wie Krefeld, Duisburg, Mönchengladbach, Kleve oder Wesel wird der so genannte Hoppeditz zu Grabe getragen. Dieser war ursprünglich eine typisch niederrheinische Narrenfigur. Dieser Schelm oder Hanswurst hatte Ähnlichkeit mit Till Eulenspiegel und den mittelalterlichen Hofnarren. So wird berichtet, dass es im 18. und 19. Jahrhundert am Niederrhein der kleinen Leute Brauch war, in der Nacht auf Aschermittwoch ausgerüstet mit Stangen, an denen Würste hingen, durch die Straßen zu laufen und lustige Lieder zu singen.In den Stadtteilen, Städten und Dörfern um diese Hochburgen herum gibt es Umzüge am Samstag (Nelkensamstag), Sonntag (Orchideen- oder Tulpensonntag) und Dienstag (Veilchendienstag). In Duisburg-Hamborn findet seit Jahrzehnten am Karnevalssonntag der größte Kinderkarnevalszug Europas statt.
Ende
Ende des Karnevals ist der Aschermittwoch. Sein Termin hängt insofern unmittelbar von der Lage des Osterfests ab:
325 wurde auf dem Konzil von Nicäa das Osterdatum auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond festgelegt. Um 600 legte Papst Gregor der Große eine 40-tägige Fastenzeit vor Ostern fest, die an die Zeit erinnern soll, die Jesus Christus in der Wüste verbracht hat. Nach dieser Regelung begann die Fastenzeit am Dienstag nach dem 6. Sonntag vor Ostern (Invocavit oder Dominica Quadragesimae, im Deutschen auch Funkensonntag).
Mit dem Konzil von Benevent im Jahr 1091 wurden die sechs Sonntage vor Ostern vom Fasten ausgenommen. So rückte der Beginn der Fastenzeit um sechs Tage nach vorne auf den heutigen Aschermittwoch, dem Mittwoch nach dem 7. Sonntag vor Ostern.
Noch bis ins 16. Jahrhundert existierten beide Fastnachtstermine, die alte Burefasnacht (Bauernfastnacht) und die neue Herren- beziehungsweise Pfaffenfastnacht konkurrierend nebeneinander. Insbesondere im badischen Raum als auch in der Schweiz haben sich viele Bräuche der alten Fasnacht erhalten. Am bekanntesten ist davon sicherlich die Basler Fasnacht.Diese beginnt am Montag nach Aschermittwoch um 4:00 Uhr mit dem Morgestraich und endet am folgenden Donnerstagmorgen, ebenfalls um 4:00 Uhr. Aus diesem Zusammenhang erklärt sich auch, dass sich der Termin der protestantischen Basler Fasnacht - wie oftmals geschrieben - keineswegs auf die Reformation bezieht, sondern auf obige Begebenheit.
Im orthodoxen Raum beginnt das volle Fasten bereits am Montag nach dem 7. Sonntag vor Ostern, und bereits eine Woche vorher beginnt der Fleischverzicht. Die russischeButterwoche, in der traditionell gefeiert wird und große Mengen Blini, eine Art Pfannkuchen gegessen werden, liegt dazwischen. Andere osteuropäische Länder haben ähnliche Bräuche. Da das östliche Osterfest oft später ist als das westliche - beruhend auf der westlichen Reform des Kalenders, verschiebt sich auch die Fastnacht.
Mittfasten
Einige belgische Ostkantone feiern den Karnevalshöhepunkt mit einem Mittfasten-Umzug (meist zu Lätare). Bekannt ist besonders der große Zug der weißen Mönche (Blanc-Moussis) in Stavelot, der seit 1449 stattfindet.
Räumliche Einordnung
Der Karneval findet fast ausschließlich in katholischen, in abgewandelter Form auch in orthodoxen Gebieten statt. Dieses hängt sicherlich nicht nur mit der Fastenzeit zusammen, sondern auch mit dem früher stärker vorherrschenden Katholizismus als Lebensform. Berühmteste Ausnahme ist wohl die Basler Fasnacht. Hochburgen sind also in Deutschland das Rheinland, Rheinhessen, Südhessen, das Münsterland, die
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