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04.06.2012 | Bundesregierung
Hebammen zu ihrer beruflichen Situation befragt
 



Ein Neugeborenes bringt seinen ersten Schrei hervor. Wer außer der Mutter ist dabei? Die Hebamme. Seit Jahrtausenden kennt die Menschheit den Beruf der Hebamme. Hebamme kommt aus dem Althochdeutschen von Hev(i)anna. Das bedeutet so viel wie "die Ahnin" oder "Großmutter", die das Neugeborene aufhebt oder hält. Hebammen begleiten die werdenden Mütter während der Schwangerschaft und Geburt sowie im Wochenbett und der Stillzeit. Die Berufsbezeichnung für einen Mann im Hebammen-Beruf heißt übrigens Entbindungspfleger.

Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes gab es 2010 in Deutschland ungefähr 21.000 Hebammen und Entbindungspfleger. Teils arbeiten sie freiberuflich, teils fest angestellt, teils beides. Das Bundesgesundheitsministerium hat jetzt 3.600 von ihnen zu ihrer beruflichen Situation befragt. Im Mai wurde das Gutachten veröffentlicht.

Deutschland gut versorgt

Fazit: Obwohl weniger Kinder geboren werden, gibt es tendenziell mehr Hebammen und sie arbeiten mehr. Erkennbar ist, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt; vor allem bei der Betreuung von Beleggeburten und dem Wochenbett.

Berücksichtigt man auch die klinischen Geburtsbetreuung ist Deutschland aktuell flächendeckend und wohnortnah gut versorgt.

Relativ gesehen sind Hebammen mit ihrer Arbeit zufrieden. Dennoch dachte ungefähr jede fünfte Hebamme häufig darüber nach, den Beruf aufzugeben. Unter den ausschließlich freiberuflichen sogar fast jede vierte. Als Gründe wurden vor allem eine zu hohe Arbeitsbelastung, ein zu geringes Einkommen und eine mangelnde Vereinbarkeit mit dem Privat- bzw. Familienleben genannt.

Umsatz zwischen 24.000 und 37.000 Euro im Jahr

Die Vergütungssituation der Hebammen ist ganz unterschiedlich. Die Höhe des Einkommens hängt natürlich wesentlich von der durchschnittlichen Arbeitszeit und den angebotenen Leistungen ab. 
Freiberufliche Hebammen erzielten im Jahr 2010 im Durchschnitt einen Umsatz von ca. 23.900 Euro. Hebammen, die ausschließlich und ganzjährig freiberuflich arbeiteten, verdienten deutlich mehr: rund 37.350 Euro. Hebammen mit einem ganzjährigen Vollzeit-Angestelltenverhältnis erzielten 31.000 Euro (netto: 20.400 Euro). Dabei sind die Hälfte der freiberuflich tätigen Hebammen fast immer in Bereitschaft.

Teure Berufshaftpflicht

Hebammen brauchen eine Berufshaftpflichtversicherung. Die Prämien dafür haben sich in jüngster Vergangenheit drastisch erhöht. Ursache dafür ist, dass schwere Schäden zugenommen haben. Sie müssen – so kalkulieren Versicherer - von einem vergleichsweise kleinen Versichertenkollektiv getragen werden. Die Daten des Deutschen Hebammenverbandes e. V. zeigen, dass die Versicherungsprämien seit dem Jahr 1998 von umgerechnet 394 Euro auf 3.689 Euro im Jahr 2010 gestiegen sind. Das gilt vor allem für die Hebammen, die Geburtshilfe anbieten. Zur Jahresmitte 2010 erhöhte sich die Prämie hier auf fast 3.700 Euro und damit um rund 56 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein weiterer Prämienanstieg um 15 Prozent auf rund 4.240 Euro ist zur Jahresmitte 2012 vorgesehen. Der Anteil der Hebammen, die Geburtshilfe abgerechnet haben, ist im Zeitraum 2008 bis 2010 um vier Prozentpunkte (auf 21 Prozent) gesunken. Beleggeburten in 1:1-Betreuung und Hausgeburten wurden von knapp einem Fünftel der ausschließlich freiberuflich tätigen Hebammen nicht mehr angeboten. Es lohnt sich einkommensmäßig nicht mehr. Ausschlaggebend dafür waren die stark gestiegenen Kosten der Berufshaftpflichtprämien.

Gesundheitsministerium: hohe Versicherungsprämien bei Vertragsverhandlungen berücksichtigen

Das Gutachten erlaubt eine differenzierte Beurteilung der beruflichen Situation von Hebammen. Aus Sicht des Bundesministerium für Gesundheit bietet es eine gute Basis für die Verhandlungen zwischen dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen und Hebammenverbänden. Sie sind Verhandlungspartner, wenn es um die Vergütung geht. 
Schon im Versorgungsstrukturgesetz, das seit 1. Januar 2012 gilt, steht, dass steigenden Kosten für die Berufshaftpflichtversicherung zu berücksichtigen sind. Das Bundesministerium für Gesundheit geht davon aus, dass dies erst recht bei weiter steigenden Versicherungsprämien geschieht. Für erstaunlich hält das Ministerium, dass die meisten Hebammen ihre Haftpflichtversicherung selbst zahlen und nicht der Arbeitgeber. Darüber möchte das Ministerium demnächst Gespräche führen.

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