"Kann ich denn Ihre Eier auch guten Gewissens essen?" Diese Frage hörte man an Eierständen auf Wochenmärkten in den letzten Wochen oft. Wer so fragte, dem zeigten die Marktfrauen und -männer oft Briefe. Darin bestätigte der Lieferant, ein Bauernhof oder Legehennenbetrieb, dass die Eier kontrolliert und frei von Dioxin seien. Wie sicher sind Obst und Gemüse, aber auch Eier, Fisch und Fleisch auf Märkten wirklich? Wie werden diese Waren kontrolliert?
Kontrolle muss sein
Zahlreiche Behörden und Institutionen tragen dazu bei, Lebensmittel sicherer zu machen. Die Kontrolle beginnt beim einzelnen Bauernhof und erstreckt sich bis zur Weltgesundheitsorganisation WHO. Die Hauptverantwortung liegt bei der Lebensmittel- und Futtermittelwirtschaft. Sie muss für eine ordnungsgemäße Zusammensetzung, Beschaffenheit und Kennzeichnung der Lebensmittel sorgen, die sie in den Verkehr bringt. Aufgabe der zuständigen Behörden ist es, durch regelmäßige Kontrollen und gezielte Probenahmen die Sicherheit der Lebensmittel zu überprüfen. Für die Lebensmittelüberwachung sind in Deutschland die Bundesländer verantwortlich. In den Länderministerien für Verbraucherschutz beziehungsweise Ernährung werden Untersuchungsprogramme entwickelt. Sie umzusetzen, ist wiederum Aufgabe der Lebensmittelüberwachungs- und Veterinärämter in den Städten und Landkreisen. DasBundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit(BVL) steht den Bundesländern als koordinierende und beratende Bundesstelle zur Seite. Diese amtlichen Kontrollen setzen bei allen Stufen der Lebensmittelherstellung an: sowohl Ausgangsstoffe als auch Futtermittel und Endprodukte werden kontrolliert. Erzeuger wie Hersteller, Lagerung, Beförderung und schließlich auch der Verkauf der Nahrungsmittel und die Gastronomie sind im Visier der Kontrolleure. Die Betriebe werden ohne Vorankündigung in einem bestimmten Turnus oder nach Hinweisen von Verbrauchern kontrolliert. Wer negativ aufgefallen ist, bekommt häufiger Besuch. Über eine Million Mal pro Jahr erhalten Lebensmittelbetriebe Besuch von Lebensmittelkontrolleuren und Veterinären. Über 400.000 Proben werden untersucht.
Das deutsche Kontrollnetz
In Deutschland haben Bund und Länder bundesweite Kontroll-Programme entwickelt wie
das Lebensmittel-Monitoring. Dabei werden Lebensmittel und seit 2010 auch kosmetische Mittel und Bedarfsgegenstände auf gesundheitlich nicht erwünschte Stoffe untersucht.
der Bundesweite Überwachungsplan (BÜP). Er setzt jährlich Schwerpunkte der Lebensmittelkontrolle fest. Im Gegensatz zum Lebensmittel-Monitoring ist der BÜP ein risikoorientiertes Überwachungsprogramm. Das heißt, dass die Auswahl der zu untersuchenden Proben und der zu kontrollierenden Betriebe gezielt auf Basis einer Risikoanalyse erfolgt.
und der Mehrjährige Nationale Kontrollplan (MNKP). Er dient dazu, die Einhaltung des Lebensmittelrechts zu überprüfen.
Die Pflanzenschutzdienste der Länder überprüfen den Verkauf und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Veterinärbehörden überwachen landwirtschaftliche Betriebe und Schlachthöfe und die amtliche Lebensmittelüberwachung kontrolliert die Lebensmittel und Betriebe von Herstellern, Handwerk, Handel und Gastronomie. Damit ist ein engmaschiges System der Überwachung und Kontrolle vom Acker bis zum Teller gewährleistet. Nach der EU-Lebensmittelbasisverordnung müssen Futtermittelunternehmer auf allen Produktions-, Verarbeitungs- und Vertriebsstufen garantieren, dass Futtermittel den rechtlichen Bestimmungen genügen. Jedes Unternehmen ist gehalten, die Einhaltung der Anforderungen zu überprüfen. Mit dem Aktionsplan vom Januar werden die Kontrollen schärfer: noch bevor die Futtermittel im Trog landen, sollen amtliche Futtermittelkontrolleure die Ware nach einem bundesweiten Überwachungsplan stichprobenartig untersucht haben.
Risikomanagement heißt schnelles Handeln
Ergeben Kontrollen einen Verdacht, dass Grenzwerte bei Futter- oder Lebensmitteln überschritten wurden, muss sofort gehandelt werden. Eventuell belastete Lebensmittel sollen nicht in die Hand der Verbraucher kommen. Im Dioxinskandal haben die Behörden deshalb sofort über 4.760 landwirtschaftliche Betriebe gesperrt. Im zweiten Schritt wird das Risiko genauer untersucht. In puncto Dioxin konnte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) inzwischen Entwarnung geben. Sein Befund:Nur in wenigen Fällen lagen die gemessenen Dioxingehalte bei Eiern, Fleisch von Legehennen und Schweinefleisch über den gesetzlichen Höchstgehalten. Bei Milchprodukten und Geflügelfleisch konnten die Lebensmittelkontrolleure keine Überschreitungen feststellen. Ein wirkungsvolles Risikomanagement heißt also, das Risiko zu erkennen, die Gefährdung einzuschätzen und das Risiko rasch einzudämmen. Grundvoraussetzung für schnelles Handeln ist das reibungslose Zusammenwirken der unterschiedlichen Institutionen. Die schnelle und lückenlose Bereitstellung der ermittelten Kontrolldaten ist deshalb ein Punkt im Aktionsplan der Bundesregierung zum Verbraucherschutz in der Futtermittelkette.
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