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14.11.2012 | Zeit online
In Deutschland klaffen Gehälter immer weiter auseinander
 


Gleicher Job, gleiche Qualifikation – und doch weniger Gehalt: In Deutschland verdienen Frauen immer häufiger schlechter als Männer, stellt eine neue Studie fest.

Wie steht es um die Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen? Diese Frage beantwortet der jährliche Global-Gender-Gap-Report des Weltwirtschaftsforums. Die Statistiker vergleichen dafür weltweit 135 Staaten miteinander. Sie erfassen damit rund 93 Prozent der Weltbevölkerung.

Das Weltwirtschaftsforum lässt umfassend untersuchen, welchen Zugang Männer und Frauen zu medizinischer Versorgung, zu Bildung und politischer Beteiligung haben. Außerdem analysieren die Fachleute, wie groß die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind, etwa bei der Arbeitslosenquote und dem Anteil in Führungspositionen. Wie groß ist der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen, wenn diese den gleichen Job ausüben und die gleiche Qualifikation haben?

GENDER PAY GAPJetzt liegt der Report 2012 vor. Für Frauen in Deutschland hat sich die Lage demnach leicht verschlechtert, insbesondere, wenn man sich dieLohnlücke zwischen Männern und Frauen anschaut.

  • GENDER PENSION GAP

Als Gender Pay Gap wird die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen bezeichnet. EinerOECD-Studie aus dem März 2012 zufolge verdienen Vollzeit beschäftigte Frauen in Deutschland durchschnittlich 21,6 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Frauen arbeiten häufiger in schlecht bezahlten Berufen und wenig in Führungspositionen. Das erklärt zwei Drittel des Lohnunterschieds. Es bleiben jedoch acht Prozent Differenz aufgrund des Geschlechts. Dieser Unterschied wird als bereinigte Lohnlücke bezeichnet.

Lag die Bundesrepublik im Vorjahr noch auf Platz elf, rutschte sie in diesem Jahr auf Platz 13. 2006 war Deutschland sogar auf Platz fünf gewesen. Männer verdienen bei gleicher Qualifikation also mehr als Frauen. Gleich hinter Deutschland liegt Lesotho (Platz 14). Vor Deutschland liegen die Philippinen (Platz acht) und Nicaragua (Platz neun).

Die Gründe für Deutschlands Abschneiden sind vielschichtig. Es gibt mittlerweile Anzeichen dafür, dass Frauen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten aufgrund ihres Geschlechtes geringer bezahlt werden als Männer. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Konjunktur in Deutschland einen Rückgang. Im Vorjahr hatte sich Deutschland infolge der guten wirtschaftlichen Lage im Ranking leicht verbessern können. 

Auch die Berufswahl, die Tatsache, dass Frauen häufiger Teilzeit arbeiten und Männer mehr Überstunden machen, lassen die Gehälter auseinanderdriften. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, dass viele Frauen in der freien Wirtschaft ihre Löhne schlechter aushandeln als Männer. Zudem sind in vielen Unternehmen Gehaltsgefälle nicht transparent. EinProjekt des Bundesarbeitsministeriums soll Arbeitgebern jetzt dabei helfen, den Gender Pay Gap in ihrem Betrieb zu erfassen und gegenzusteuern.

Skandinavien vorne

Wie so oft sind die Skandinavier im Rennen um Gleichberechtigung vorn. Im Ranking belegt Island Platz eins, gefolgt von Finnland, Norwegen und Schweden. In Europas Norden werden Frauen und Männer am ehesten gleich bezahlt. Frankreich fiel dagegen um einige Plätze zurück – von Platz 55 auf Platz 57. Obgleich es in Frankreich mittlerweile eine Frauenquote für Aufsichtsräte gibt, hat dies noch keine Folgen auf die unterschiedlichen Gehälter. Das Schlusslicht innerhalb der Europäischen Union bildet Malta. Das südeuropäische Land erreichte nur Platz 88.
In de USA hat sich die Situation verschärft. Das Land schafft es in diesem Jahr auf Platz 22, im Vorjahr war es noch Platz 17. Gegen Schluss kommt die Türkei, die auf Platz 124 liegt. Noch gravierender sind die Unterschiede im Bürgerkriegsland Syrien, im Tschad, in Pakistan und Jemen. Diese Länder liegen auf den letzten Plätzen.

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